Die sicherheitsbezogene Herausforderung
„Wir leben im Zeitalter der nuklearen Riesen und ethischen Zwerge, in einer Welt, die Brillanz ohne Weisheit, Macht ohne Gewissen erreicht hat. Wir wissen mehr über den Krieg als über den Frieden und mehr über das Sterben als über das Leben.“
Omar N. Bradley (1893–1981)
Ehemaliger US-Generalstabschef
Das traditionelle Verständnis von Souveränität hat das Gewaltmonopol des Staates geschaffen, national repräsentiert durch Polizei und Strafverfolgung, international durch das Eingreifen in ausländische Konflikte. Atomwaffen wurden in dem Irrglauben entwickelt, dass Staaten mit Zugang zu dieser ultimativen Form der Gewalt absolute Sicherheit genießen würden.
Im Kalten Krieg wurde ein System der Abschreckung praktiziert. Man ging davon aus, dass die Androhung fürchterlicher Vergeltungsschläge den Gegner von der Verwendung von Atomwaffen abhalten würde, käme dies doch einem Selbstmordkommando gleich.
Die Möglichkeit eines unbeabsichtigt entfesselten Atomkrieges oder eines Diebstahls nuklearer Materialien oder Waffen durch Terroristen ist dabei ein großes Risiko.
Der moderne Terrorismus ist in erster Linie Ausdruck purer Verzweiflung, die sich in der Geringschätzung menschlichen Lebens manifestiert, einschließlich des Lebens derer, die die Gewalttaten verüben. Bei solchen Gruppierungen, die nichts zu beschützen und nichts zu verlieren haben, ist die Logik der Abschreckung wirkungslos.
Mögliche Formen von nuklearem Terrorismus
- Anschlag auf ein Atomkraftwerk mit dem Ziel, eine Kernschmelze auszulösen
- Bau einer Atombombe aus gestohlenem Uran oder Plutonium und auf dem Schwarzmarkt gehandelten Materialien
- Bau einer sogenannten „schmutzigen Bombe“. Herkömmliche Sprengsätze werden dabei mit Uran oder Plutonium versehen, um die Zielregion radioaktiv zu verseuchen
„Letztlich ist menschliche Sicherheit ein Kind, das nicht stirbt, eine Krankheit, die sich nicht ausbreitet, ein Arbeitsplatz, der nicht gestrichen wird, eine ethnische Spannung, die sich nicht in Gewalttätigkeiten entlädt, ein Dissident, der nicht zum Schweigen gebracht wird.“
Mahbub ul Haq (1934–1998)
Wirtschaftswissenschaftler und Gründer des Human Development Report
In den letzten Jahren hat sich die Form der Bedrohung – militärischer und sonstiger Art – verändert. Die meisten bewaffneten Konflikte finden auf nationaler Ebene statt, ein Eindringen in andere Hoheitsgebiete oder die Eroberung fremder Territorien ist selten geworden. Zugleich sehen sich Menschen auf der ganzen Welt mit anderen inakzeptablen Bedrohungen ihres Lebens und ihrer Menschenwürde konfrontiert: Armut, Hunger, vermeidbare Krankheiten, Menschenrechtsverstöße und Umweltzerstörung. Dies hat dazu geführt, dass die Frage der Sicherheit im Hinblick auf den Staat und auf den Menschen neu definiert werden muss.
Kosten, um die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen
Globale jährliche Militärausgaben: 1,7 Billionen USD
Zusätzliche 66 Mrd. USD könnten weltweit Hunger und Mangelernährung stoppen.
Zusätzliche 39 Mrd. USD könnten Bildung für jedes Kind auf der Welt sichern.
Zusätzliche 45 Mrd. USD könnten überall Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen sichern.
Zusätzliche 26 Mrd. USD könnten die Verbreitung von AIDS stoppen.
Quelle: The Opportunity Cost of World Military Spending, 2016, SPIRI; Report of the Intergovernmental Committee of Experts on Sustainable Development Financing, 2014, UN General Assembly; Pricing the right to education: The cost of reaching new targets by 2030, 2015, UNESCO; Investment Needs to Achieve the Sustainable Development Goals, 2015, Sustainable Development Solutions Network; and, Fast-Track Update on Investments Needed in the Aids Response, 2016, UNAIDS
Was ist sicherer – eine Welt voller Verzweiflung und schwer bewaffneter Staaten oder eine Welt, in der die Grundbedürfnisse der Menschen erfüllt und ihre Würde gewahrt wird?
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