Die energiebezogene Herausforderung

„Geht schnell wieder zurück an die Oberfläche und passt besser auf die Erde auf, als wir es getan haben. Viel Glück dabei.“

Berit Lundqvist

Schwedische Atomexpertin auf die Frage, was sie Menschen raten würde, die in ferner Zukunft eine unterirdische Lagerstätte für Atommüll betreten.

Atomunfälle

Im Kernreaktor werden Uran-Brennelemente einer kontrollierten Kernspaltungs-Kettenreaktion unterzogen. Dabei entsteht eine große Menge Wärmeenergie, die in Elektrizität umgewandelt werden kann. Diese Reaktion zu steuern und zu kontrollieren ist ein komplexes technisches Unterfangen. Verliert der Mensch die Kontrolle, kommt es zur Kernschmelze, wie bei den Unfällen in Three Mile Island (1979), Tschernobyl (1986) oder zuletzt in Fukushima (2011). Bei einer Kernschmelze können große Mengen radioaktiver Stoffe in die Umgebung freigesetzt werden.

Atommüll

Kernreaktoren produzieren auch Plutonium, ein Spaltprodukt, das chemisch von den hoch radioaktiven abgebrannten Brennelementen getrennt und zum Bau einer Atomwaffe oder einer nuklearen Streubombe („schmutzige Bombe“) verwendet werden kann. Eine Nation, die eine Atombombe bauen will, muss also nur ein Atomkraftwerk bauen, behaupten, es diene zivilen Zwecken, um dann waffenfähiges Plutonium herzustellen.
Das Spaltmaterial könnte auch von Terrorgruppen gestohlen werden mit dem Ziel, einen Anschlag zu verüben.

Die Menschheit für die nächsten 100.000 Jahre warnen

Die Regierungen von heute wissen um die Schwierigkeit, weit in der Zukunft lebende Menschheitsgenerationen zu warnen und ihnen mitzuteilen, dass sie jeglichen Kontakt mit dem Atommüll vermeiden müssen, der in unterirdischen Langzeit-Lagerstätten endgelagert wurde. Es wurden bereits mehrere Design-Wettbewerbe gestartet, um eigens für diesen Zweck Schilder und Zeichen zu entwerfen. Diese Zeichen müssen den Menschen diese lebenswichtige Information übermitteln können, auch wenn die heute auf der Erde gesprochenen und geschriebenen Sprachen nicht mehr existieren.

Onkalo

Onkalo ist das finnische Wort für „Versteck“. Es ist der Name eines atomaren Endlagers ca. 300 km nordwestlich von Helsinki. Hier wird ein 4,8 km langes Tunnelsystem in den felsigen Untergrund gegraben. Eines Tages sollen hier nukleare Abfälle in 500 Metern Tiefe gelagert werden. Die Arbeiten an dem riesigen Endlager begannen in den 1970er-Jahren und werden vermutlich erst im kommenden Jahrhundert abgeschlossen sein. Nachdem die abgebrannten Brennstäbe auf dem Grund des Tunnels platziert wurden, wird er mit mehreren Schichten Stahl und Beton zugeschüttet.

Der Europäische Sicherheitsstandard verlangt, dass nukleare Abfälle für mindestens 100.000 Jahre sicher und von allen lebenden Organismen fern gelagert werden müssen (der US-Mindeststandard beträgt sogar eine Million Jahre). Zum Vergleich: Die Menschheit, wie wir sie heute kennen, existiert Schätzungen zufolge seit ca. 100.000 Jahren. Die ältesten bekannten Höhlenmalereien sind 30.000 Jahre alt.

„Es sollten nur solche Atomkraftwerke betrieben werden, die von Grund auf so konzipiert sind, dass keine der anfallenden Materialien direkt für den Bau von Atomwaffen verwendet werden können.“

Mohamed ElBaradei

Ehemaliger Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA)

Der Atomwaffen­sperrvertrag

Der Atomwaffensperrvertrag (Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen) von 1968 verpflichtet Nationen, die bereits über Atomwaffen und Atomwaffentechnologien verfügen, diese nicht an andere Staaten weiterzugeben. Allen Vertragsstaaten, die noch keine Atomwaffen besitzen, ist es nach diesem Vertrag verboten, solche zu erwerben oder herzustellen. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) soll sicherstellen, dass die Nichtverbreitungspflicht eingehalten wird. Obwohl auch die Abrüstung ein wichtiger Bestandteil des Vertrags ist, wurde kein Prozess oder Gremium eingerichtet, das die Abrüstungsbemühungen der teilnehmenden Staaten überprüft.

Der Atomwaffensperrvertrag garantiert allen Staaten das Recht auf eine zivile Nutzung von Kernenergie. Insbesondere die IAEA hat wiederholt Versuche unternommen, die Einrichtung einer internationalen Stelle für die Verwaltung der gesamten nuklearen Kernbrennstoffversorgung zu prüfen, um die friedliche, nicht militärische Nutzung der Atomenergie besser kontrollieren zu können. Obwohl weitreichende Pläne vorliegen, konnte eine internationale Kontrolle der nuklearen Kernbrennstoffversorgung bisher nicht umgesetzt werden.

Oben: Ein US-amerikanischer Dienstleister und Arbeiter der chilenischen Kernenergiekommission heben hoch angereichertes Uran aus einem Brennstoffbecken, 18. Februar 2010.

Kernmaterial sichern

Mittlerweile gibt es aufgrund der internationalen Zusammenarbeit verstärkt Bemühungen, bestehende Bestände an hoch angereichertem Uran und anderen Stoffen an sichere Lagerorte zu bringen oder das Uran abzureichern, sodass es nicht mehr zum Bau von Waffen verwendet werden kann. Schätzungen zufolge sind noch 20 Tonnen hoch angereicherten Urans in Nicht-Atomwaffenstaaten vorhanden. Ende 2010 unterstützten die USA Kasachstan bei dem Transport von 10 Tonnen hoch angereichertem Uran in ein sichereres Lager im Osten des Landes.

Alternative, nachhaltige Energie

Alternative Energiequellen sind Biomasse, Wind, Sonne, Erdwärme, Wasser und die Gezeiten. Sie haben den Vorteil, dass sie keine klimaschädigenden Emissionen produzieren oder radioaktiven Abfall hinterlassen, der noch viele Tausend Jahre lang gefährlich bleibt.