Die politische Herausforderung

„Der Einsatz von Atomwaffen als Instrument der strategischen Abschreckung funktioniert nicht, sondern zerstört jede Chance auf eine konstruktive Lösung oder auf Wiedergutmachung. Atomwaffen sind etwas absolut Endgültiges und das ist das Dilemma, das mich in meinem tiefsten Inneren bewegt.“

General Lee Butler

Früherer Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Nuklearstreitkräfte

Das moderne Konzept von Sicherheit gründet auf der Idee von einem souveränen Staat, der unabhängig ist und zu anderen Staaten in Konkurrenz steht. Das übergeordnete Ziel aller Sicherheitsbemühungen ist der Schutz der Staatsgrenzen und der Fortbestand der politischen Strukturen.

Wechselseitig zugesicherte Vernichtung

Die Strategie der gegenseitigen Bedrohung bestand während des Kalten Krieges fort, denn sowohl der Westen als auch der Osten verfügten über riesige Atomwaffen-Arsenale. Die höchste Form der Abschreckung war die wechselseitig zugesicherte Vernichtung (Mutual Assured Destruction – MAD), die dazu führte, dass die Menschen in Ost und West ständig mit dem Gedanken leben mussten, nur einen Knopfdruck von der totalen Vernichtung entfernt zu sein. Die bloße Existenz von Atomwaffen versetzt alle Staaten und ihre Bewohner in Angst und Schrecken, auch wenn sie vielleicht nie eingesetzt werden.

Die Kubakrise von 1962 brachte die USA und die Sowjetunion an den Rand eines Krieges und machte deutlich, dass die beispiellose Zerstörungskraft von Atomwaffen nicht nur für die Krieg führenden Staaten eine Bedrohung ist, sondern für die gesamte menschliche Zivilisation und alles Leben auf der Erde.

„Gewalt wird mit Gewalt vergolten. Wenn die Amerikaner Krieg wollen, ist das ihr Problem. Die Schrecken des Krieges werden auf beiden Seiten gleich groß sein.“

Nikita Chruschtschow

Ehemaliger Ministerpräsident der Sowjetunion

„Wir unterstützen das Ziel einer atomwaffenfreien Welt und arbeiten energisch darauf hin, dieses Ziel zu erreichen.“

George Shultz, William Perry, Henry Kissinger und Sam Nunn

Ehemalige hochrangige US-Sicherheitsbeamte

Das Wissen um die überwältigende Gefahr von Atomwaffen hat allmählich zu der Erkenntnis geführt, dass Staaten, die nach dem Prinzip der vollständigen Unabhängigkeit und Souveränität geführt werden, ihre eigene Sicherheit nicht garantieren können. Heute weiß man, dass politische Zusammenarbeit eine notwendige Voraussetzung für den Fortbestand der Nationen ist. Darum wurden verschiedene bilaterale und multilaterale Verträge zwischen den Staaten geschlossen, um die Gefahr durch Atomwaffen zu bannen und die Zusammenarbeit diesbezüglich zu vereinfachen.

Politische Abrüstungs­bemühungen

2017 Der Vertrag über das Verbot von Atomwaffen wird in den Vereinten Nationen angenommen und zur Unterschrift freigegeben.

2010 New START, ein Vertrag zur Verringerung strategischer Atomwaffen, wird von den USA und der Russischen Föderation unterzeichnet. Nach dieser Vereinbarung soll die Anzahl der strategischen Atomwaffen auf jeweils 1.550 gesenkt werden.

2007 Die früheren hochrangigen US-Sicherheitsbeamten George Shultz, William Perry, Henry Kissinger und Sam Nunn veröffentlichen den Leitartikel „A World Free of Nuclear Weapons“ (dt.: Eine atomwaffenfreie Welt), in dem sie die Grenzen der Abschreckungstheorie anerkennen und sich für die Vernichtung von Atomwaffen aussprechen.

2007 Das Internationale Übereinkommen zur Bekämpfung nuklearterroristischer Handlungen tritt in Kraft.

2005 Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) und ihr Leiter Mohamed ElBaradei werden für ihre Bemühungen um die Nichtverwendung von Atomenergie zu militärischen Zwecken mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

2000 Die Konferenz zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrags verabschiedet ein Abschlussdokument, in dem Schritte zur nuklearen Abrüstung und das unwiderrufliche Versprechen dokumentiert sind, Atomwaffenarsenale aufzulösen.

1996 Der Vertrag über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) wird von der UN-Generalversammlung angenommen. Obwohl der Vertrag noch nicht in Kraft getreten ist, hat er die Ausarbeitung eines De-facto-Moratoriums zu Nuklearversuchen angestoßen.

1995 178 Staaten stimmen der Verlängerung des Atomwaffensperrvertrags auf unbestimmte Zeit zu.

1991 Die USA und die Sowjetunion schließen den Vertrag zur Verringerung ihrer strategischen Atomwaffen (START I) ab.

1989 Der Fall der Berliner Mauer und die Öffnung der Grenzen der DDR nach Westdeutschland markieren das Ende des Kalten Krieges.

1988 Der INF-Vertrag (Intermediate-Range Nuclear Forces) zwischen den USA und der Sowjetunion besiegelt das Ende einer ganzen Kategorie von Atomwaffen – nuklearer Mittelstreckenraketen – mit einer Reichweite zwischen 500 und 5.000 km.

1987 Ein neues Gesetz in Neuseeland verbietet die Stationierung von Atomwaffen in neuseeländischem Hoheitsgebiet sowie die Einfahrt von atomar bewaffneten oder atombetriebenen Schiffen in die Hoheitsgewässer des Landes.

1978 Sondersitzung der UN-Generalversammlung zur Abrüstung.

1970 Der Atomwaffensperrvertrag, das wichtigste Instrument zur Verhinderung einer Verbreitung von Atomwaffen, tritt in Kraft.

1967 Der Vertrag von Tlatelolco macht Lateinamerika als erstes bewohntes Gebiet zu einer atomwaffenfreien Zone.

1963 Um eine Kontamination durch radioaktiven Niederschlag zu vermeiden, sind nach dem sogenannten Partiellen Teststopp-Vertrag (PTBT) Atomtests nur noch unterirdisch erlaubt.

1961 Der erste Vertrag über eine atomwaffenfreie Zone, der Antarktis-Vertrag, tritt in Kraft.

1957 Das Statut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) tritt in Kraft.

2010

1987

1957