Die geschlechts­spezifische Herausforderung

„Mehr als irgendwo sonst manifestiert sich das Patriarchat im zwanghaften Erwerb und der exzessiven Verwendung von Waffen. Sie demonstrieren den Machtmissbrauch im männlich dominierten Staatensystem. Wie alle Besessenheiten wirkt sich auch die Besessenheit von Waffen negativ auf das System aus, dem sie innewohnt.“

Betty Reardon

Erziehungswissenschaftlerin

Geburtsdefekte durch Atomtests

Am 14. November 1995 sprach Lijon Eknilang, eine zurückhaltende, unscheinbare Frau, die auf der Pazifikinsel Rongelap zu Hause ist, vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag anlässlich der Neubewertung der Legalität von Atomwaffen: „Viele Frauen erleiden Krebserkrankungen der Fortpflanzungsorgane und abnorme Geburten. Sie gebären hinter verschlossenen Türen keine Kinder, sondern ‚Dinge‘, die man bestenfalls mit Kraken, Äpfeln oder Schildkröten vergleichen kann. Der häufigste Geburtsfehler auf Rongelap und den benachbarten Inseln sind die sogenannten Quallenbabys. Das sind Kinder, die ohne Knochen und mit durchsichtiger Haut geboren werden. Man kann ihr Gehirn und ihren Herzschlag sehen. Diese Kinder sterben in der Regel nach wenigen Tagen.“

„Frauen, die berufstätig sind – ob sie beim Militär oder in anderen Bereichen arbeiten – berichten von ähnlichen Erfahrungen. Sie haben immer wieder das Gefühl, dass etwas ziemlich Wichtiges ausgeklammert wird: das Emotionale, das Konkrete, der menschliche Körper und seine Verwundbarkeit, das menschliche Leben und seine Subjektivität – all das, was in der Dichotomie des Dialogs zwischen den Geschlechtern oft herablassend als ‚weiblich‘ bezeichnet wird.“

Carol Cohn, Felicity Hill, Sara Ruddick

„Beim Thema Militär und nukleare Abrüstung wird aus der Geschlechterkluft ein Geschlechtergraben.“

Eleanor Smeal

Ehemalige Präsidentin der National Organization for Women

„Jede Frau hat das Recht, die Initiative zu ergreifen, Risiken einzugehen, wütend zu sein, zu schreien, zu singen, der Polizei zu trotzen und anpassungsfähig zu sein. Unsere Aktionen sind immer unerwartet und unberechenbar.“

Di McDonald

Anti-Atomkraft-Aktivistin

Frauen sind oft an der Basis kleinerer Protestbewegungen zur Abschaffung von Atomwaffen aktiv. Sie setzen der scheußlichen Zerstörungskraft von Atombomben gewaltlosen Protest entgegen. Sie sprechen sich gegen die immense Investition von Ressourcen aus, die besser zur Lösung sozialer Probleme eingesetzt würden.

Greenham Common

Im britischen Greenham Common protestierten Frauen über 19 Jahre hinweg in einem Friedens-Camp gegen die amerikanischen Cruise Missiles, die dort stationiert waren. Im Dezember 1981 nahmen dort 30.000 Frauen aus ganz Großbritannien an der Protestaktion „Embrace the Base“ teil.

Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF)

Seit der Gründung der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) im Jahr 1915 ist die totale Entwaffnung eines ihrer wichtigsten Ziele. Durch Projekte wie Reaching Critical Will und Peace Women ermutigt die IFFF noch heute Frauen zur Mitwirkung bei dieser wichtigen Aufgabe. In Sachen Abrüstung fordert die IFFF die Umsetzung der UN-Sicherheitsresolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit, die am 31. Oktober 2000 einstimmig vom UN-Sicherheitsrat angenommen wurde. Die Resolution 1325 ist zur Inspiration und Grundlage für die weltweite Stärkung der Friedensarbeit durch Frauenbewegungen geworden.